Polygamie im Islam

Die Polygamie im Islam (arabisch تعدد الزوجات في الإسلام, DMG Taʿaddud az-zawǧāt fī l-Islam) bezeichnet die Praxis, bei der ein muslimischer Mann die Ehe mit bis zu vier Frauen eingehen kann. Diese polygame Eheform gilt als eine eingeschränkte Form verschiedener polygamer Strukturen in der präislamischen Gesellschaft auf der Arabischen Halbinsel, in der die Anzahl an Ehefrauen in einer polygynen Ehe unbegrenzt war. Durch die Offenbarung von Sure 4:3 wurde nach klassischer Koranauslegung die Anzahl der Ehefrauen auf vier beschränkt und die Erlaubnis zur Polygamie an die Bedingung von ʿAdl (Gerechtigkeit/Gleichbehandlung) geknüpft. In den vormodernen Korankommentaren wurde die Frage der Polygamie selten behandelt. Erst in der Moderne wurde das Thema der Polygamie im Islam kritisch betrachtet. Moderne Korankommentatoren versuchten, die relevanten Koranverse zur Polygamie neu zu interpretieren sowie deren Anwendungsbereich stark einzuschränken oder die Polygamie gesetzlich zu verbieten.

Aus feministischer Sicht wird die Polygamie im Islam in ihrem traditionellen Verständnis als eines der Merkmale der patriarchalischen Gesellschaft betrachtet. Deshalb betonen Feministen die Notwendigkeit, die Legitimation der Polygamie zu überdenken bzw. die Polygamie abzuschaffen. Solche Reformversuche führten in einigen Ländern zu Einschränkungen dieser Praxis, während sie in der Türkei und Tunesien gesetzlich verboten ist. Die Gegner der Polygamie stützten ihre Argumentation darauf, dass theologische, rechtstheoretische, koranische, gesellschaftliche sowie frauenrechtliche Gründe gegen diese Praxis sprechen. Religiöse Autoritäten wie Scheich al-Azhar äußern aufgrund wiederholter gesellschaftlicher Probleme sowie Rechtsreformversuche ihre Position zu diesem kontroversen Thema.


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